In der heutigen Gastronomielandschaft ist eine Weinkarte weit mehr als nur eine Auflistung von Jahrgängen, Rebsorten und Herkunftsregionen. Sie ist ein Statement, ein emotionaler Anker und im besten Fall ein präzises Mittel zur Positionierung. Im Hotel Chesa Rosatsch in Celerina im Engadin, wo alpine Gastlichkeit, Regionalität und kulinarisches Erzählen im Mittelpunkt stehen, wird diese Philosophie besonders konsequent gelebt.
„Alpine Food Stories“ ist mehr als ein Schlagwort. Es ist ein Versprechen an den Gast, eine Einladung, die Alpen nicht nur zu erleben, sondern auch zu erschmecken. In diesem Geist versteht sich die Weinkarte nicht als Anhang zur Speisekarte, sondern als eigenständige, kuratierte Erzählung. Sie begleitet nicht einfach das Essen, sondern reflektiert Herkunft, Handwerk und Haltung.

Die alpine Welt kennt keine Landesgrenzen. Sie spannt sich vom Piemont bis nach Südtirol, von Savoyen über das Wallis bis ins Burgenland. Entsprechend international, aber thematisch fokussiert ist die Auswahl der Weine im Chesa Rosatsch. Die Karte setzt bewusst auf kleinere Winzerbetriebe aus alpinen Regionen, deren Philosophie von Handarbeit, Terroir und Nachhaltigkeit geprägt ist. Ergänzt wird das Sortiment durch charakterstarke Weine aus nahen Ländern wie Frankreich, Spanien oder Ungarn, die in Authentizität und Anspruch nahtlos anknüpfen. Trockene Tokajer, unfiltrierte Rioja-Weine oder elegante Burgunder fügen sich harmonisch in das alpine Geschmackspanorama ein.
Die Positionierung über die Weinkarte bedeutet auch, sich bewusst gegen eine „Everybody’s Darling“-Auswahl zu entscheiden. Internationale Standardweine sucht man auf der Karte des Chesa Rosatsch vergeblich, stattdessen wird der Gast eingeladen, Neues zu entdecken. Diese mutige, aber durchdachte Auswahl positioniert das Hotel nicht nur kulinarisch, sondern auch kulturell als Ort für bewussten Genuss.
Auch die Preisstruktur reflektiert die Haltung des Hauses: fair kalkuliert, transparent und mit einem Augenmerk auf Wertigkeit statt blossem Prestige. Weine werden nicht aufgrund ihres Status gelistet, sondern weil sie zur Geschichte des Hauses und zur Umgebung passen. Der Gast soll sich willkommen fühlen, nicht überfordert.
Eine kuratierte Weinkarte ist nur dann ein starkes Mittel zur Positionierung, wenn sie auch gelebt wird. Im Chesa Rosatsch spielt die persönliche Empfehlung eine zentrale Rolle. Das Serviceteam versteht sich als Gastgeber auf Augenhöhe, die mit Leidenschaft und Wissen ihre Favoriten vorstellen, oft mit persönlichen Anekdoten aus dem Weingut. Diese Form der Authentizität schafft Vertrauen und emotionale Bindung.
Im Hotel Chesa Rosatsch wird der Wein zur Brücke zwischen Küche und Kultur. Eine Weinkarte, die sich konsequent an der eigenen Identität orientiert, wird so zum Mittel der Differenzierung, subtil, aber wirkungsvoll. Sie positioniert das Haus als Ort echter Begegnung, alpiner Handwerkskunst und genussvoller Erzählung. In einer Welt, die oft laut und austauschbar ist, ist das der wahre Luxus.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie sich Konzept und Weinauswahl in der Praxis verbinden, lesen Sie unseren Beitrag zur Weinkartenkonzeption für ein japanisches Kappo-Restaurant.